Gemeinsames Spielen – Mehr als nur Beschäftigungstherapie

erschienen im Trendraider Magazin am 06. November 2020

Begegnet uns der Begriff „Spielen“ denken wir sofort an sich versteckende Kinder auf dem Spielplatz, die sich gegenseitig durch die Gegend jagen oder brav am Tisch in eine Partie Maumau oder „Mensch ärgere dich nicht“ vertieft sind. Dabei dienen vor allem diese Karten- und Brettspiele einem viel tieferen Zweck als nur bloße Beschäftigungstherapie, während Mama und Papa in der Küche stehen oder Erwachsenengespräche führen. Spielen ist Lernen, fördert die persönliche und soziale Entwicklung und verbindet Generationen – und ist daher buchstäblich für ein Alter von 0-99 Jahren zu empfehlen.

Spiele verbinden

 

„Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie beim Spielen alle nach kurzer Zeit locker lassen und ihre üblichen „Masken“ fallen lassen. Wir lernen Menschen beim Spielen sehr gut kennen und erleben sie unmittelbarer. Da werden wir alle wieder ein bisschen selber zum Kind, wenn wir im Spiel die Leichtigkeit genießen, die im Alltag nur allzu oft verloren geht.“ Für die Spieleautorin und Geschäftsführerin des Starnberger Spiele Verlags Tanja Philippheit liegt die Faszination des Spielens in dem gemeinsamen Miteinander und dem Loslösen von dem zumeist ernsten und vollkommen spielfreien Alltag. Denn Spielen ist eben nicht nur „etwas für Kinder“, sondern kann auch Erwachsenen zu mehr Ausgeglichenheit verhelfen. Zudem bringen es Klassiker wie Monopoly und Mensch Ärgere dich nicht zustande, Familienmitglieder aus verschiedenen Generationen an einen Tisch zu bringen und zusammen in Aktion treten zu lassen. Eine Fügung, die in den meisten Familien aufgrund von Stress und Digitalisierung im Alltag oft viel zu kurz kommt. Handy und Tablet werden für das gemeinsame Spiel beiseite gelegt und der Fokus wieder auf den Spaß und das Miteinander gerichtet.

Spielen für Kinder: Eine wertvolle Entwicklungsmöglichkeit

Spielen ist für Kinder kein reiner Zeitvertreib. Kinder sind von Natur aus neugierig und lernen aus eigenem Antrieb. Wenn sie sich neue Spielregeln aneignen, fördert das ihre Konzentration, Denkfähigkeit und Kreativität. Dabei ist es besonders sinnvoll, früh mit den Kindern zu spielen anzufangen. Informationen und Zusammenhänge werden oft schneller aufgenommen und besser verknüpft: Ein Grundstein, der sich ein ganzes Leben lang auszahlen kann.

Für Kinder ist das gemeinsame Spiel zudem sehr wichtig für ihre persönliche, aber auch für die soziale Entwicklung. Ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstvertrauen steigen, sie übernehmen Verantwortung für sich und andere und gewinnen mehr Verständnis für das Gemeinschaftsgefühl. Genau so lernen sie aber auch, dass sie Spielregeln einhalten und mit Konflikten umgehen müssen. Anfangs wird die Enttäuschung beim Verlieren noch unendlich groß sein, doch das aktive Auseinandersetzen mit diesen, wenn auch kleinen, Misserfolgen wird im besten Fall ein gesundes Maß annehmen und die Kinder auf künftige soziale Interaktionen vorbereiten. Auch wenn wir natürlich als Erwachsene immer noch Freunde und Bekannte haben, die nicht verlieren können.

 

Nicht nur etwas für Kinder

 

Unser Alltag ist oftmals geprägt von viel zu ernsten Themen, so dass uns nur allzu schnell die Leichtigkeit verloren geht. Beim Spielen ist das anders: Wir erfahren Lockerheit und beschäftigen uns endlich wieder mit einer Tätigkeit, die nicht zweckgebunden ist und daher für uns willkommen befreiend wirkt. In gewisser Weise beginnen wir auch wieder, ein Kind zu sein und lassen unseren Emotionen freien Lauf. Doch gleichzeitig regt das Spiel auch unseren Geist und unsere Konzentration an – eine Fähigkeit, die spätestens beim Memory Spielen mit den Kindern wieder zum Einsatz kommen muss.

Auch für die Spieleautorin Tanja Philippheit gehört Spielen als Erwachsener dazu: „Spielen ist der Beruf der Kinder, sie tun es von sich aus, weil sie im Spiel über das Spiel lernen. Daher gibt es keinen Grund, warum wir als Erwachsene damit aufhören sollten.“

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